Refika Sariönder,
Einleitung
Seit dem Ende der 80er Jahre befinden sich die Aleviten in einem Prozeß der politischen Öffentlichkeit. Mit der Veröffentlichung von Büchern und Zeitschriften und mit der Gründung alevitischer Vereine und Stiftungen, die Veranstaltungen organisieren, ist das Alevitum auch den Nicht-Aleviten zugänglicher geworden, welches bis zu dieser Zeit eine Geheimlehre blieb. Somit haben Aleviten angefangen, sich zu ihrer Identität auch öffentlich zu bekennen, die sie aufgrund des politischen und sozialen Drucks immer verheimlichen mußten.
Die Entwicklungen im Alevitum sind nicht nur aus den lokalen Gesichtspunkten, sondern auch aus der Religionsfrage und der neuen Rolle des Islams zu verstehen. Dabei müssen auf die allgemeinen Bedingungen des kulturellen Wandels im Zeichen der Globalisierung und der Re-Islamisierung besonders fokussiert werden. Auf der globalen Ebene gewinnt die Religion immer mehr an Bedeutung und tritt immer mehr aus der marginalen und privaten Sphäre heraus, was ihr die Theorien der Modernität und der Säkularisierung zugeschrieben hatten. Nicht nur die Religion wird politisiert, auch die Politik bekommt verstärkt einen religiösen Akzent. Im Folgenden wird versucht, den Wandel im Alevitum in diesen Prozessen herauszuarbeiten.